Ein Gespräch über neue Events in Kärnten, Rekorde in fernen Quellmärkten und die Natur als Wertschöpfungsbringer
Was sind für Sie die wichtigsten Erkenntnisse aus der Tourismusbroschüre 2024?
Die Bilanz des Kalenderjahres 2024 zeigt ein stabiles Ergebnis, das die Resilienz des Tourismus in wirtschaftlich durchaus herausfordernden Zeiten bestätigt. Die Kärntner Tourismuswirtschaft kann 2024 über 3,2 Millionen Gästeankünfte und über 13 Millionen Übernachtungen auf der Habenseite verbuchen. Damit weist das Jahresergebnis bei den Ankünften einen Rekord seit Beginn der Zählung auf. Die Nächtigungen der Gäste aus Österreich und Deutschland sind leicht rückläufig, auch aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage. Hohe Zuwächse gab es aus den CEE-Ländern – das Jahr 2024 war hier ein Rekordjahr. Die Strategie der Internationalisierung wird daher weiter ausgebaut, mit Fokus auf die europäischen Märkte. Der Start am Schweizer Markt letztes Jahr ist gut gelungen. In den Fernmärkten wird der Einstieg in den Markt USA als neues Gästepotenzial forciert.
Wie sehen Sie die Entwicklung der Wertschöpfung in Kärnten? Unter welchen Bedingungen kann man sie verbessern?
Wir haben perfekte Rahmenbedingungen, was die Natur betrifft. Mit unserer Kombination an Bergen und den vielen warmen Badeseen an der Südseite der Alpen, im Herzen des Alpe-Adria-Raums, können wir international in der absoluten Top-Liga mitspielen. Dort wo es uns gelingt, dieser großartigen natürlichen Ressource – im Sommer als auch im Winter – ein hochwertiges touristisches Angebot gegenüberzustellen, können wir jetzt schon hohe Wertschöpfung erzielen. Aufbauend auf diesen Leitprodukten gilt es entsprechend, weitere Angebote zu entwickeln. Als ein zukunftsweisendes Beispiel wäre hier das derzeit diskutierte Thermenprojekt am Klopeiner See zu nennen.
Welche Projekte haben Sie sich heuer vorgenommen, die außerhalb der üblichen Maßnahmen liegen?
Wir setzen neue Akzente mit Events zur Saisonverlängerung – neben den bewährten Klassikern wie dem Ironman Austria Klagenfurt oder der European Bike Week. Für die Vorsaison unter anderem mit dem Genussrad-Event „Velovista“ und dem Gravel Race Wörthersee im Rahmen des Kärntner Radfrühlings sowie dem Camping & Van Festival „Gates of summer“. Im Mai war die Senior Golf Tour Europe erstmals zu Gast in Kärnten. Dieses Turnier soll ein Fixpunkt im Golf-Kalender werden.
Im Herbst folgt zum Beispiel das Woman Balance Event, eine Kooperationsveranstaltung der Kärnten Werbung und der Tourismusregion Villach-Faaker See – Ossiacher See mit der Zeitschrift Woman Balance. In den Fokus gerückt werden hier die Angebote der „Auszeit auf kärntnerisch“.
Im Zuge der Koralmbahn-Eröffnung mit Ende 2025 wird die Kärnten Werbung gemeinsame Aktionen mit dem steirischen Tourismus umsetzen und zudem klimafreundliche Wanderrouten mit Startpunkt bei den S-Bahnhöfen in Kärnten entwickeln und vermarkten. Drei klimafreundliche Wanderrouten sind bereits online. Das Angebot „Rail & Trail“ stellt die klimaschonende Mobilität in den Vordergrund und verbindet das S-Bahnhof Netz in Kärnten mit qualitätsgesicherten Wanderrouten. Ziel ist es, von möglichst vielen S-Bahnhöfen in Kärnten je drei Wanderrouten anzubieten.
Und gibt es auch Veranstaltungen, bei denen Sie Geschäftspartner einbeziehen?
Im B2B-Bereich ist die Kärnten Werbung Anfang Mai „on tour“ gegangen, an vier Terminen in vier Kärntner Regionen. Im Rahmen dieser B2B-Veranstaltungen haben wir den touristischen Leistungsträgern persönlich einen Überblick über die Arbeitsbereiche und zahlreichen Serviceleistungen unseres Teams gegeben. Neu ist auch das Programm „Future Makers“. Ziel ist hier die Förderung des Austauschs von Ideen und Erfahrungen zwischen der nächsten Generation von Unternehmern in der Tourismusbranche und den etablierten, erfahrenen Pionieren der Leitbetriebe.
Wie erklären Sie es sich, dass die Gemeinden ohne Tourismusverband im vergangenen Jahr eine sehr viel bessere Entwicklung genommen haben als jene mit Tourismusverband?
Sowohl die Gemeinden als auch die Tourismusverbände haben sich engagiert für den Tourismus auf lokaler Ebene eingesetzt.
Zur Person: Klaus Ehrenbrandtner ist seit 2023 Geschäftsführer der Kärnten Werbung. Zuvor arbeitete er 19 Jahre lang bei Österreich Werbung, vor allem für das internationale Geschäft. Ehrenbrandtner ist zudem Lektor an der FH Klagenfurt.
