Mag. Elisabeth Zehetner, Staatssekretärin für Startups, Energie und Tourismus im Wirtschaftsministerium

Elisabeth Zehetner ist Staatsekretärin für Startups, Energie und Tourismus im Wirtschaftsministerium. © oecolution/Christandl

Ein Gespräch über die notwendige Weiterentwicklung des Plan-T, wer daran mitwirken kann und welche Themen dabei die aktuellsten sind

Warum ist eine Weiterentwicklung des Plan T notwendig?

Mag. Elisabeth Zehetner: Der Masterplan Tourismus – der Plan T – wurde 2019 mit breiter Beteiligung erarbeitet und hat den Tourismusstandort Österreich strategisch gestärkt. Seither ist viel passiert: Die COVID-19-Pandemie, der Krieg in der Ukraine, Energiekrise und Teuerung haben die Branche tiefgreifend verändert. Parallel schreiten Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und die Transformation hin zur Klimaneutralität rasant voran. Auch die Ansprüche unserer Gäste entwickeln sich weiter – ebenso wie der Wettbewerb um Talente, der den Fachkräftemangel weiter verschärft. All das zeigt: Es ist Zeit, gemeinsam zu reflektieren, was sich bewährt hat – und wo wir nachschärfen oder neue Wege gehen müssen. Der Tourismus in Österreich ist eine Erfolgsgeschichte. Damit das so bleibt, braucht es eine klare Vision, neue Impulse und ein gemeinsames Zielbild. Denn nur wer weiß, wohin er will, kann die richtigen Schritte setzen.

Bei der Entscheidung zur Weiterentwicklung des Plan-T heißt es, dies soll in einem „partizipativen Stakeholderprozess“ geschehen. Was genau heißt das? Wer kann oder darf mitmachen und kann man sich dafür auch aktiv melden?

Partizipation heißt für uns: Wir entwickeln den Plan T nicht über die Köpfe der Betroffenen hinweg, sondern gemeinsam mit ihnen. Die Weiterentwicklung soll ein offener, breit angelegter Prozess sein – mit Beteiligung aller, die Tourismus in Österreich mitgestalten oder davon betroffen sind. Konkret heißt das: Wir planen eine große österreichweite Umfrage zur Zukunft des Tourismus, bei der sich alle einbringen können – Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ebenso wie Unternehmerinnen und Unternehmer, Gäste wie Gastgeber, Regionen wie Interessensvertretungen. Auch die Bevölkerung ist eingeladen, mitzureden. Die genauen Formate und Beteiligungsmöglichkeiten werden derzeit erarbeitet – aber eines ist klar: Wer mitmachen will, soll auch die Chance dazu bekommen. Denn nur wenn wir die vielen Perspektiven zusammenbringen, entsteht ein zukunftsfähiger, tragfähiger Masterplan für den Tourismus in Österreich.

Auf welche Bereiche des Tourismus sollte die Weiterentwicklung einen besonderen Fokus legen und warum?

Der Tourismus in Österreich braucht klare Rahmenbedingungen, um weiterhin erfolgreich und zukunftsfähig zu bleiben. Dabei geht es längst nicht mehr nur um ein reines Nächtigungsplus. Entscheidend ist, wie viel Wertschöpfung im Land bleibt. Qualität vor Quantität lautet die Devise. Im Mittelpunkt der Weiterentwicklung stehen daher vor allem folgende Bereiche: 1. Fachkräftesicherung: Der Arbeitskräftemangel ist eine der größten Herausforderungen der Branche. Es braucht gezielte Maßnahmen, um Tourismusberufe attraktiver zu machen und die Betriebe zukunftsfest aufzustellen. 2. Energie- und Standortkosten: Steigende Energiekosten treffen viele Tourismusbetriebe hart. Hier gilt es, entlastende und zugleich nachhaltige Lösungen zu entwickeln. 3. Bürokratieabbau: Weniger Hürden, mehr Freiraum – das muss auch für den Tourismus gelten. Ziel ist eine Verwaltung, die unterstützt statt aufhält. Und schließlich 4. Nachhaltigkeit & Digitalisierung: Von klimafitten Investitionen bis zu digitalen Anwendungen – wer im internationalen Wettbewerb bestehen will, muss Innovation fördern und Transformation aktiv gestalten.

Wie ist das weitere zeitliche und strukturelle Vorgehen?

Derzeit arbeiten wir intensiv am Aufsetzen des Prozesses. Geplant ist, dass über den Sommer eine große, österreichweite Befragung startet – offen für alle, die sich für den Tourismusstandort Österreich interessieren. Ziel ist es, ein möglichst breites Stimmungsbild einzuholen: Wo steht der Tourismus? Wo gibt es Handlungsbedarf? Was wünschen sich Menschen in den Regionen, Betriebe und Beschäftigte? Auf Basis dieser Ergebnisse werden im Herbst zentrale Zukunftsfragen herausgearbeitet und mit Expertinnen und Experten vertieft – sowohl in themenspezifischen Fachrunden als auch im Rahmen von Stakeholder-Dialogen mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Branche. Am Ende dieses Prozesses soll ein neues, gemeinsames Zielbild für den Tourismus entstehen – ein Plan, der nicht nur von oben verordnet wird, sondern ein echtes Produkt der Beteiligung ist. So schaffen wir die Grundlage für eine starke, resiliente und zukunftsfitte Tourismuspolitik in Österreich.

Mag. Elisabeth Zehetner-Piewald ist seit März Staatsekretärin für Startups, Energie und Tourismus im Wirtschaftsministerium. Sie ist Gründerin des Thinktanks OEcolution Austria. Zuvor war Zehetner, Mitglied der ÖVP, von 2003 bis 2022 in der Wirtschaftskammer Österreich tätig, unter anderem als Geschäftsführerin der Jungen Wirtschaft, der Frau in der Wirtschaft sowie des Gründerservice.