
Das diesjährige DestinationCamp vom 3. bis 5. Juni in Düsseldorf war ein kleines Jubiläum: Zum 15. Mal trafen sich im „Denkraum der Branche“ Experten und Expertinnen aus Destinationstourismus, Beratung, Wissenschaft und Plattformen zum Austausch. Wieder folgten mehr als 250 Teilnehmer der Einladung. Ein Gespräch über die Entwicklung des Branchenevents, die gerade erschienene WERKSCHAU und ein Ausblick auf das erste DSTNCMP 2026 in Südtirol.
Herr Buhl, das DSTNCMP in Düsseldorf liegt nun gut 100 Tage hinter uns: Was hat das Camp rückblickend für Sie besonders herausgehoben?
Benjamin Buhl: Der hohe Anteil von Teilnehmern aus dem europäischen Destinationstourismus. Er hat mit dazu beigetragen, dass die Ergebnisse noch differenzierter sind als in den 14 Jahren davor – aber auch dazu, dass wir uns intensiv mit einem Paradigmenwechsel im Tourismusverständnis austauschen konnten. Hierbei hat der „Blick über den Tellerrand“ sehr geholfen. Auch wichtig für den Erfolg: Bernd Reutemann hat mit seiner Keynote und der Aufforderung „täglich 1 Prozent besser werden“, einen guten Spirit in die Gespräche und Sessions gebracht. Und Düsseldorf hat einen inspirierenden Rahmen geschaffen, der für die meisten Teilnehmenden überraschend war.
Welche Themen beziehungsweise Sessions waren bei den Teilnehmern am meisten gefragt?
Natürlich die Trendthemen KI und Digitalisierung. Das war schon im Vorfeld klar. Die große Herausforderung bestand darin, nicht deskriptiv die schnelle Abfolge immer neuer Modelle, Tools und Fertigkeiten der KI abzuarbeiten, sondern Digital Shifts grundsätzlich zu analysieren, um dann zu geeigneter Zeit das aktuelle Tool oder Modell einsetzen zu können. Die intensive Auseinandersetzung mit den politischen und ökologischen Umwelten, in denen Tourismus stattfindet, die war für mich zudem diesmal besonders beeindruckend. Das zeichnet den Denkraum einmal mehr aus! Die Grundsatzfragen nach Erlebnisökonomie, Gemeinwohlorientierung und den Auswirkungen des Tourismushandelns auf den Lebensraum wurden zwar auch in den Vorjahren gestellt. Aber bei weitem nicht so drängend und multipel über viele Sessions hinweg.
Das Düsseldorfer DestinationCamp war im Vergleich zu Bregenz 2024 wieder zeitlich gestrafft. Ist das Konzept aufgegangen?
Ja. Das war ein voller Erfolg. In Bregenz hatten wir für besonders Wissbegierige einen optionalen Vormittag mit einem zusätzlichen Workshop angeboten. Der ist so gut angenommen worden, dass wir in Düsseldorf an beiden Nachmittagen zusammen sechs „Vertiefungssessions“ parallel und alternativ zu den Erlebnisangeboten positioniert haben. Damit konnten alle ohne den zusätzlichen halben Tag jeden Nachmittag entscheiden, ob sie mehr Wissen tanken und Herausforderungen erörtern oder das eindrucksvolle Erlebnis Düsseldorf genießen wollen.
2026 geht es erstmals nach Südtirol. Was erwartet die Teilnehmer im Denkraum in Brixen?
Eine ganz andere Erlebnislandschaft und zugleich ein noch intensiveres Arbeitserlebnis durch die Einbeziehung von Südtiroler Unternehmen in den Denkraum. Die (nord)italienische Perspektive auf Erlebnisökonomie sowie die politischen und sozialen Rahmenbedingungen des Tourismus werden interessante Akzente setzen. Sie unterscheiden sich deutlich von österreichischen und deutschen Gegebenheiten. Da sind spannende Diskussionen und neue Denkanstöße zu erwarten.
Und dann das Rahmenprogramm! Das DSTNCMP-Ticket ist zugleich der Eintritt zum alle zwei Jahre stattfindenden „Water Light Festival“ in Brixen. Dieses einzigartige Kultur-Event verwandelt vom 29. April bis 12. Mai 2026 die historischen Brunnen und Fassaden in der Altstadt mit spektakulären Shows und Lichteffekten in eine grandiose Open Air Kulisse.
Mit der Weitung des DSTNCMP auf den DACH-Raum ermöglichen Sie einerseits Perspektiven über die eigenen Landesgrenzen hinaus, anderseits sind die Rahmenbedingungen teils doch sehr unterschiedlich. Macht das die Erarbeitung konkreter Lösungsansätze schwieriger oder leichter?
Natürlich erschweren die unterschiedlichen rechtlichen und fiskalischen Bedingungen die 08/15-Lösungen, die man manchmal gerne als Rezeptur mit nach Hause nähme. Da werden wir in vielen Sessions differenzieren müssen. Abe die prinzipiellen Bedürfnisse und Erwartungen der Urlauber sind hier wie dort ähnlich. Ich erwarte mir gerade aus den unterschiedlichen Perspektiven darauf und den diversen Lösungsansätzen eine große Bereicherung des Austauschs und eine Vertiefung der Ergebnisse.
Welche Themen würden Sie sich stärker als bislang in der Diskussion wünschen?
Neben KI und Digital Shifts werden Touristiker in den nächsten Jahren mit Fragen der Erlebnisökonomie und Gemeinwohlorientierung konfrontiert bleiben. Hier brauchen viele Destinationsmanager – und auch die politisch Agierenden – noch intensive Unterstützung. Aus Sicht einer wachsenden umweltsensiblen Gästegruppe, aber auch aus ökologischer Perspektive, werden verbundene Mobilitätslösungen den Wettbewerb beeinflussen. Angesichts des Fachkräftemangels stellt sich für Destinationen und Gastgeber die Frage, wie eine Automatisierung einen angemessenen Service für die Gäste übernehmen kann. Und KI stellt auch TI-Mitarbeiter vor neue Herausforderungen: Sie müssen zu Geschichten-Erzählern, zu Aufbereitern und Visualisierern von Emotionen und Erlebnisangeboten werden. Und dazu kommen noch die Trendthemen, die immer mal wieder aufscheinen. Auch die kommenden DSTNCMP werden also genug Themen zu bedenken und aufzugreifen haben.
Stehen die Themen für das DestinationCamp in Brixen bereits fest?
Nein, das erfolgt nach der Online-Umfrage zu Beginn des Jahres 2026. Aber auf der Seite destinationcamp.com/themen haben wir schon einige Vorschläge unserer Teilnehmenden aufgegriffen. Ein Blick darauf lässt erahnen, wie vielfältig das DestinationCamp in Brixen in Südtirol werden wird.
Wann beginnt das Ticketing? Und wo lassen sich die Ergebnisse des DSTNCMP25 nachlesen?
Die WERKSCHAU25 haben Ende August an alle Teilnehmenden aus Düsseldorf per Post erhalten. Alle anderen können die Printausgabe für 49,00 Euro (zzgl. Porto) unter destinationcamp.com/werkschau bestellen oder die PDF-Ausgabe kostenlos downloaden. Für „Online only User“ gibt es die WERKSCHAU25 ab Mitte September unter werkschau.destinationcamp.com erstmals auch als interaktives eMagazin.
Tickets zum DSTNCMP26 sind ab sofort unter destinationcamp.com/tickets zu bestellen. Die Preise sind unverändert wie in diesem Jahr, auch die 2025 eingeführten Ermäßigungen für Teilnehmer aus DMO, touristischer Dienstleistung und Hochschulen gelten weiterhin. Bei Buchung bis zum 31. Oktober gibt es zusätzlich 10 Prozent Frühbucherrabatt. Kunden von Premium-Partnern sowie gemeinwohlbilanzierte Unternehmen erhalten 15 Prozent Ermäßigung. Auch Unterkünfte in Brixen sind bereits mit 20 Prozent Frühbucherrabat zu buchen.
Zur Person: Benjamin Buhl ist geschäftsführender Gesellschafter der auf Touristik spezialisierten Unternehmensberatung Netzvitamine. Er hat 2011 das erste DestinationCamp organisiert, heute gehört ein fünzehnköpfiges Team dazu.
(09.09.2025)