Interview mit Tom Pawlytta, Mitbegründer und Geschäftsführer Urbnups

Tom Pawlytta (3.v.l.) hat den Music & AI Hackathon mit seinem Team während der Expo in Japan gewonnen. Veranstalter war die Advantage Austria. Links neben Pawlytta steht Jodel-Legende Takeo Ischi. © privat

Ein Gespräch über einen KI-Hackathon in Japan, Österreichs digitale Agilität, wie KI-Tools das Suchmaschinenmarketing ändern und Destinationen sich KI zu Nutze machen können

Wie haben Sie den Hackathon der Österreich Werbung während der Expo in Japan erlebt?

Tom Pawlytta: Advantage Austria hat das Event wirklich hervorragend organisiert. Typisch Österreich sind wir Teilnehmer auf den Berg und zur Mönchsanlage Gyokuzoin Tempel bei Nara hinaufgewandert. Das war ein erstes emotionales Highlight. Für den Hackathon selbst wurden unterschiedliche Herausforderungen gestellt, man bildete Teams und hat dann in 24 Stunden versucht, einen Prototyp zu bauen. Es ging speziell um KI-Lösungen, die mit Musik verbunden werden sollten. Es wurden viele, auch ungewöhnliche japanische Instrumente präsentiert und Jodel-Legende Takeo Ischi war eingeladen. Mein Team hat das Thema Musical Visualisation sogar gewonnen. Auch der österreichische Expo-Pavillon widmete sich der Musik: Er ist einer geschwungenen Note nachempfunden. Und im Inneren geht es ebenfalls um das Thema Musik, in Anlehnung an den 250. Geburtstag von Johann Strauß.

Ist Österreich in Sachen Digitalisierung und KI-Lösungen weiter als Deutschland?

Wir sind mit Urbnups schon seit vergangenem Jahr mit Österreich Werbung und verschiedenen österreichischen Playern im Gespräch. Und ja, man merkt, dass Österreich in diesen Themen agiler ist. Seien es Initiativen der ÖW auf diesem Feld, sei es der ganze Ansatz der CTA oder die Tourismus-Hackathons. Da ist eine höhere Dynamik.

Wo kommt denn die Dynamik her?

Der Tourismus hat in Österreich einen sehr, sehr hohen Stellenwert und ist insofern ein guter Treiber, sich mit solchen Themen auseinander zu setzen. Das Thema wird zukünftig noch wesentlich an Relevanz gewinnen, mit Blick darauf, wie man als Unternehmen noch sichtbar bleibt, mit Blick darauf, wie die KI Informationen ausspielt, Rankings in den Suchmaschinen erstellt werden oder Konsumentinnen und Konsumenten ChatGPT oder Perplexity für ihre Reiseplanung nutzen. Durch die neue KI Übersicht und den KI Modus auf Google entstehen neue Anforderungen an SEO – hier sollte man sich nun mit GEO, AIO oder LLMO beschäftigen, wenn man in Zukunft online noch sichtbar sein möchte. Der ganze Markt wird auf den Kopf gestellt. Man muss hier im Thema bleiben, um weiterhin relevant zu sein.

Das erfordert aber wieder mehr Ressourcen, oder nicht?

Die touristischen Organisationen leiden bereits jetzt an einem Ressourcenmangel. Sie müssen die Daten sammeln und aktuell halten, Social Media pflegen, die Gäste betreuen – um nur jene Aufgaben zu nennen, mit denen die Betriebe nach außen kommunizieren. Open Data kann einem in diesem Feld sehr nutzen, und das kann zunehmend automatisiert werden. Zum Teil sind diese Aufgaben mit KI automatisierbar, beispielsweise mit einem Chatbot.

Wie können Chatbots bei solchen Aufgaben helfen?

Chatbots übernehmen oder unterstützen bereits jetzt bei vielen Organisationen die Gästekommunikation. Bis zu 70 Prozent der Aufgaben können Chatbots erledigen, mittlerweile auch auf eine überzeugende, authentische Art. Mit Reiseassistenten lassen sich Klickzahlen erhöhen, mehr Direktbuchungen erzielen, die Besucherströme lenken und sie entlasten die Info-Hotlines bis zu 35 Prozent, wie ich neulich bei der ÖW las.

Wie können kleine Betriebe oder Destinationen mit dieser Entwicklung Schritt halten?

In erster Linie sollte das Bewusstsein und die Offenheit für das Thema vorhanden sein. Es ist nicht notwendig, in die Tiefe zu gehen, sondern es ist wichtig, sich als Marke zu behaupten und festzulegen, wie man als Marke nach außen auftreten will. Von dieser Position aus muss eine Strategie entwickelt werden, die dann inhaltlich im Content dargestellt wird. Das kann man als kleines Team realisieren und dann mit KI-Tools weitermachen. Ich sage immer, KI ist wie ein neuer Mitarbeiter: Er muss erstmal angelernt werden. Das Tool wird mit hauseigenen Informationen passend zur Marke, passend zur Strategie gefüttert, damit es gute Unterstützung ausspielt. Dann kann es schnell genutzt werden, um in die Umsetzung zu kommen.

Inwiefern spielt euer Unternehmen Urbnups in dieser Thematik mit?

Wir sind seit vergangenem Jahr mehr und mehr im B2B- und White-Labeling-Bereich unterwegs. Zum Beispiel haben wir vergangenes Jahr einen KI-Reiseassistenten für Tourismus Niedersachsen integriert. Mit diesem Projekt hat die TMN beim German Brand Award ganz aktuell gewonnen. Sie haben eine neue PWA gelauncht, bei der wir sie unterstützt haben. Mit unserem KI-Reiseassistent können User per Voice in mehreren Sprachen kommunizieren und er gibt dann Informationen und Tipps ganz individuell.

Zur Person: Tom Pawlytta ist Mitbegründer der Hamburger Agentur urbnups. Sie unterstützt Tourismusorganisationen und Reiseanbieter dabei, deren Sichtbarkeit zu erhöhen, Prozesse zu vereinfachen und Wettbewerbsvorteile durch KI-basierte Lösungen zu sichern. Urbnups arbeitet heute mit über 30 Unternehmen im DACH-Raum zusammen und wurde von Google und Microsoft in ihre Startup-Programme aufgenommen.