Interview mit Walter Rauch, Bürgermeister von Dünserberg, Vorarlberg

Walter Rauch, Bürgermeister von Dünserberg imWalgau, erklärt, wie Bodensee Tourismus der Region bei der Mobilitäts-Offensive geholfen hat. © privat

Ein Gespräch über Mobilität als wichtigen Tourismusfaktor, schnelles Handeln einer ganzen Region und die Gästestruktur im Walgau

Wie war Ihre Gemeinde touristisch aufgestellt, bevor Sie sich der Tourismusorganisation Bodensee-Vorarlberg GmbH angeschlossen haben?

Walter Rauch: Die drei Gemeinden Schnifis, Düns und Dünserberg haben sich in der Vergangenheit mit der so genannten Dreiklang-Region selbst vermarktet. Unsere Absicht war nie, einer großen Destination nachzueifern, sondern unsere Werte und Angebote widerzuspiegeln. Wir haben begrenzte Nächtigungszahlen und begrenztes touristisches Angebot. Es gab zudem die Überlegung, größer zu werden, aber wir haben uns dann doch dafür entschieden, mit dem Vorhandenen weiterzumachen. Bei uns gibt es eine kleine Seilbahn, die bis zu 45.000 Personen im Jahr befördert. Eine gute Busverbindung zwischen Nenzing und Dünserberg mobilisiert über 85.000 Fahrgast-Bewegungen pro Jahr. Zudem gibt es ein gutes Angebot von Wander- und Mountainbikewegen, die sehr gut genutzt werden. Das ist für uns ausreichend. Dünserberg beheimatet fünf touristische orientierte Betriebe: ein Seminarhaus und vier Gasthäuser. Die Dreiklang-Region ist mittlerweile ein Begriff in Vorarlberg und darüber hinaus. Organisiert wird diese durch eine kleine, gemeinsame Geschäftsstelle.

Von welcher Art Gästestruktur reden wir denn? Sind es hauptsächlich Tagesausflügler oder Nächtigungsgäste?

Es ist quer durch. So sind zum Beispiel in der Gemeinde Dünserberg einige größere Unterkünfte fix vermietet, hauptsächlich an deutsche Gäste mit rund 10.000 Nächtigungen im Jahr. Zudem besuchen uns viele Tagesgäste. Dies sind Naherholung suchende Einheimische, Durchreisende und Camper sowie aus in der Region Walgau oder Vorarlberg longierende Gäste. In der gesamten Region Walgau verzeichnen wir jährlich rund 250.000 Nächtigungen.

Was waren die Gründe, weshalb sich Dünserberg und die anderen 12 Gemeinden dann dazu entschlossen haben, dem größeren Verbund beizutreten?

Wir haben überlegt, wie es für uns weitergehen kann. Die Mobilität ist dabei eine zentrale Frage: Wie bewegen sich die Gäste in unserem Umfeld? Vor zwei Jahren haben wir die Möglichkeit diskutiert, das Projekt „Landesweite Mobilität“ mit der Gästekarte auch in unsere Region zu führen, eine Region mit 13 Gemeinden und 45.000 Einwohnern. Wir haben diesen Mobilitätsgedanken, in enger Abstimmung mit dem Land Vorarlberg und dem Vorarlberger Verkehrsverbund, bei den Gemeinden eingebracht und sind auf breite Zustimmung gestoßen. Man war sich schnell einig, dass dieses Mobilitäts-Projekt professionell begleitet werden muss. Die Bodensee Vorarlberg Tourismus GmbH stellte sich dabei als wertvoller und kompetenter Partner heraus. Sie würden für uns die Administration übernehmen, das digitale Meldewesen begleiten und so weiter. Dabei kamen auch die weiteren Services wie Internetauftritt oder Marketing zur Sprache und wir haben erkannt: Das ist ein gutes Gesamtangebot, das der Region einen erheblichen Mehrwert bringt.

War es denn schwierig, diese große Zahl an Gemeinden zu überzeugen?

Wir haben in unserer Region unterschiedliche Voraussetzungen. Zum Walgau gehört etwa Nenzing, mit dem Alpencamping und circa 100.000 Nächtigungen, wir haben Nüziders, auch eine für unsere Verhältnisse größere Gemeinde, ebenfalls mit einem Campingplatz, sowie die Gemeinde Düns mit einem Stellplatz für Camper. Das sind also drei Hotspots mit vielen Nächtigungen innerhalb unserer Region. Dann gibt es noch viele Gemeinden mit weniger Nächtigungen, aber durchaus sonstigen attraktiven Angeboten, die in Wert gesetzt werden sollen. Da galt es nun, einen Konsens zu finden. Vor allem möchten wir die Gäste-Mobilität über eine Anpassung der Gäste-Taxe finanzieren. Da muss der Solidargedanke greifen, dass nämlich die Gemeinden das bei ihnen eingenommene Geld in den Gesamttopf legen. Durch Kommunikation auf Augenhöhe, vielen Gesprächen, auch dem Abfragen der unterschiedlichen Bedürfnisse und sehr viel Engagement von allen Beteiligten, haben wir innerhalb eines Jahres einen guten Konsens gefunden.

Wieso ist dieses Mobilitäts-Projekt so relevant?

Für die Urlauber bedeutet es eine größere Beweglichkeit in der Region für Alternativ- oder Schlechtwetterprogramme beim Urlauben – zum Beispiel ein Museumsbesuch, gemütliches Einkehren in die Gastronomie oder sportliche Aktivitäten – ohne das eigene Auto nutzen zu müssen. Eine bequeme Anreise aus den grenznahen Regionen ist ebenfalls möglich. Für die Camper bedeutet es, das Wohnmobil mal stehen zu lassen. Schlussendlich bedeutet es für die Einheimischen weniger Individualverkehr vor der Haustüre und das Absichern des öffentlichen Verkehrs durch mehr Benutzer.

Wie kam dann Bodensee Tourismus ins Spiel?

Sie war schon bei einzelnen Gemeinden in unserer Talschaft aktiv. Möglich wäre auch die Alpenregion Tourismus gewesen, aber die war bereits sehr engagiert. So hat sich herausgestellt, dass die Bodensee GmbH mit Qualität, Angebot und auch Preis-Leistungs-Verhältnis für uns die richtige Wahl ist. Parallel zu dieser Leistung „Mobilität für alle Gäste“ bekommen wir ja noch Leistung in der Bewerbung, der Kommunikation, der Unterstützung unserer Mitarbeiterinnen und so weiter.

Also der Kontakt zur DMO kam über das Mobilitätsprojekt, aber Sie haben dann den Mehrwert erkannt: Können Sie noch etwas ausführen, bei welchen weiteren Leistungen Sie von Bodensee Tourismus unterstützt werden?

Der Bodensee Tourismus GmbH bietet Gemeinden umfassende Dienstleistungen zur Förderung des Tourismus an, darunter Beratung zu touristischen Entwicklungsstrategien, Marketingunterstützung zur Steigerung der Sichtbarkeit und Angebote zur Förderung regionaler Attraktionen und Events. Sie fungieren als Partner für Gemeinden, um Besucherströme zu lenken und die regionale Wirtschaft zu stärken.

Zur Person: Walter Rauch ist seit 1985 Bürgermeister der Gemeinde Dünserberg, damit ist er der längste amtierende Bürgermeister Vorarlbergs. Zudem gehörte Rauch 2008 bis 2009 dem Vorarlberger Landtag an.